Aus der (Bielefelder) Zeitung heute:
Das Maß ist voll
Tierschutzverein verhängt ab heute Aufnahmestopp für Fundkatzen
VON ALEXANDRA BUCK
Bielefeld. Ab heute nimmt das Bielefelder Tierheim keine Katzen mehr auf. 222 Tiere leben im neu gebauten Katzenhaus, ausgelegt ist das Gebäude für 160. Dabei steht die übliche Katzenkinder-Schwemme im Herbst noch bevor. Die Lage wird sich also so schnell nicht entspannen. Die Frage: Wohin mit den Tieren? Geht es nach dem Tierschutzverein, ist ab jetzt das Ordnungsamt zuständig.
„Wir haben immer wieder gestopft und gestopft. jetzt ist Schluss“, sagt Tierheim-Leiterin Barbara Snelting. „Von artgerechter Haltung kann keine Rede mehr sein.“ Schatzmeister Helmut Tiekötter: „Eine Katzenfamilie lebt auf der Personaltoilette, eine andere im Behandlungszimmer des Tierarztes.“ Außerdem seien alle Quarantäne-Plätze besetzt. Katzen, die neu reinkommen, müssen eine Woche allein bleiben, damit sie die anderen nicht mit möglichen Krankheiten anstecken. Die Tiere werden dann untersucht und geimpft. Die Quarantäne ist für 60 Katzen genehmigt. Derzeit leben dort 100.
Ab heute werden Katzenhalter, die sich von ihrem Tier trennen müssen, auf eine Warteliste eingetragen. Und all jene, die eine Fundkatze abzugeben haben, mögen sich nun an das Bielefelder Ordnungs- oder Veterinätamt wenden, schlägt der Tierschutzverein vor. Mit dieser Idee kann sich Manfred Deuker, stellvertretender Ordnungsamtsleiter, nicht recht anfreunden: „Wir können die Tiere nicht unterbringen.“ Er verweist auf den Ende 2006 unterzeichneten Vertrag zwischen Stadt und Tierschutzverein, laut dem das Tierheim sich verpflichtet, alle Fundtiere aufzunehmen.
Helmut Tiekötter: „Der Vertrag enthält ein Sonderkündigungsrecht, dass auch dann zum Tragen kommt, wenn die Haltung der Katzen tierschutzrechtlich nicht mehr vertretbar ist.“
Auch auf umliegende Gemeinden wirkt sich der Aufnahmestopp aus. Versmold, Halle, und Schloß Holte-Stukenbrock etwa haben Verträge mit dem Bielefelder Tierheim geschlossen. Danach nimmt das Tierheim gegen Pauschalbeträge (Hund 150, Katze 100 Euro) auch von dort Tiere auf. Das waren 2010 bereits 65 Katzen. „Helfen würde uns, wenn Katzenfinder die Tiere eine Weile bei sich behalten könnten“, sagt Barbara Snelting. „Wer ein Fundtier versorgt, bekommt Hilfe von uns in Form von Katzenfutter, Katzenklo und ähnlichem.“ Manfred Deuker versteht die Nöte des Tierschutzvereins: „Wir sind da dran, denken über Zwischenlösungen wie Container nach. Wie man langfristig mit dem Problem umgeht, muss die Politik entscheiden.“ Der zuständige Sozial- und Gesundheitsausschuss berät am 31. August über die Einführung einer Kastrationspflicht für Freigängerkatzen (siehe Kasten). ¦ OWL
© 2010 Neue Westfälische
Bielefelder Tageblatt (MW), Donnerstag 19. August 2010
Ich bin gespannt wie sich diese Situation entwickelt.