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Tierschutz verhängt Aufnahmestopp ab heute

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Tierschutz verhängt Aufnahmestopp ab heute

Beitragvon Mottenmama » Do 19. Aug 2010, 19:20

Aus der (Bielefelder) Zeitung heute:


Das Maß ist voll
Tierschutzverein verhängt ab heute Aufnahmestopp für Fundkatzen

VON ALEXANDRA BUCK

Bielefeld. Ab heute nimmt das Bielefelder Tierheim keine Katzen mehr auf. 222 Tiere leben im neu gebauten Katzenhaus, ausgelegt ist das Gebäude für 160. Dabei steht die übliche Katzenkinder-Schwemme im Herbst noch bevor. Die Lage wird sich also so schnell nicht entspannen. Die Frage: Wohin mit den Tieren? Geht es nach dem Tierschutzverein, ist ab jetzt das Ordnungsamt zuständig.

„Wir haben immer wieder gestopft und gestopft. jetzt ist Schluss“, sagt Tierheim-Leiterin Barbara Snelting. „Von artgerechter Haltung kann keine Rede mehr sein.“ Schatzmeister Helmut Tiekötter: „Eine Katzenfamilie lebt auf der Personaltoilette, eine andere im Behandlungszimmer des Tierarztes.“ Außerdem seien alle Quarantäne-Plätze besetzt. Katzen, die neu reinkommen, müssen eine Woche allein bleiben, damit sie die anderen nicht mit möglichen Krankheiten anstecken. Die Tiere werden dann untersucht und geimpft. Die Quarantäne ist für 60 Katzen genehmigt. Derzeit leben dort 100.

Ab heute werden Katzenhalter, die sich von ihrem Tier trennen müssen, auf eine Warteliste eingetragen. Und all jene, die eine Fundkatze abzugeben haben, mögen sich nun an das Bielefelder Ordnungs- oder Veterinätamt wenden, schlägt der Tierschutzverein vor. Mit dieser Idee kann sich Manfred Deuker, stellvertretender Ordnungsamtsleiter, nicht recht anfreunden: „Wir können die Tiere nicht unterbringen.“ Er verweist auf den Ende 2006 unterzeichneten Vertrag zwischen Stadt und Tierschutzverein, laut dem das Tierheim sich verpflichtet, alle Fundtiere aufzunehmen.

Helmut Tiekötter: „Der Vertrag enthält ein Sonderkündigungsrecht, dass auch dann zum Tragen kommt, wenn die Haltung der Katzen tierschutzrechtlich nicht mehr vertretbar ist.“

Auch auf umliegende Gemeinden wirkt sich der Aufnahmestopp aus. Versmold, Halle, und Schloß Holte-Stukenbrock etwa haben Verträge mit dem Bielefelder Tierheim geschlossen. Danach nimmt das Tierheim gegen Pauschalbeträge (Hund 150, Katze 100 Euro) auch von dort Tiere auf. Das waren 2010 bereits 65 Katzen. „Helfen würde uns, wenn Katzenfinder die Tiere eine Weile bei sich behalten könnten“, sagt Barbara Snelting. „Wer ein Fundtier versorgt, bekommt Hilfe von uns in Form von Katzenfutter, Katzenklo und ähnlichem.“ Manfred Deuker versteht die Nöte des Tierschutzvereins: „Wir sind da dran, denken über Zwischenlösungen wie Container nach. Wie man langfristig mit dem Problem umgeht, muss die Politik entscheiden.“ Der zuständige Sozial- und Gesundheitsausschuss berät am 31. August über die Einführung einer Kastrationspflicht für Freigängerkatzen (siehe Kasten). ¦ OWL

© 2010 Neue Westfälische
Bielefelder Tageblatt (MW), Donnerstag 19. August 2010


Ich bin gespannt wie sich diese Situation entwickelt.
Mottenmama
 

Re: Tierschutz verhängt Aufnahmestopp ab heute

Beitragvon Fussel » Do 19. Aug 2010, 20:15

schon krass und zeigt doch, an irgendeiner Stelle muss angesetzt werden, um einer weiteren "Katzenschwemme" entgegen zu wirken...

z.B. das Kastrieren eingesammelter Katzen und sie dort wieder auszusetzen, wo sie gefunden wurden, denn nicht jede Katze muss doch zwangsläufig in einen privaten Haushalt vermittelt werden. so viele Tiere sind doch einfach zu scheu, um überhaupt vermittelbar zu sein...

doch da spielt ganz sicher auch wieder das liebe Geld eine mega große Rolle, denn durch die Vermittlung von Katzen wird natürlich versucht, ein bissel Geld zurück zu bekommen, aber am Ende kommen einige Katzen ganz sicher nie wieder aus dem Tierheim raus.


Bin gespannt, wie es in Bielefeld jetzt weitergehen soll... echt katastrophal!
genieße jeden Tag, jeden Augenblick, denn die vergangene Zeit, kehrt nie mehr zurück... Bild
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Re: Tierschutz verhängt Aufnahmestopp ab heute

Beitragvon Mottenmama » Do 19. Aug 2010, 20:48

Ich hatte vor 2 Jahren 7 Katzen in Pflege.
Eine war derartig scheu, dass sie mir aus dem 2 Stock runtersprungen ist :shock: (nachdem sie mir einen dicken fetten Wasserschaden verursacht hatte, weil sie fast ausschliesslich hinter der Küchenzeile herumhing).
Das Problem ist ja auch, dass man sie oft nicht mehr da freilassen kann wo man sie fand- denn in dem Zeitraum den sie im Tierheim oder bei der Pflegestelle untergebracht waren, wurde dort, wo sie herkamen wieder eine Generation Katzen geboren. Und der bisher schön ländliche Teil Bielefelds ist derzeit eine Großbaustelle für die Autobahn.

So eine Kastrationspflicht wäre echt super!
Aber wie soll das kontrolliert werden?

Und- eine Story aus dem Umkreis von Paderborn.
Da gab es mal eine Aktion, dass die Bauern ihre Katzen langbringen zur Kastration konnten. Alles kostenlos und mit kostenloser Nachsorge. Super Ding.
Nur- beteiligt haben sich daran nur die Bauern, die eh schon immer Pflegetiere mit durchfüttern. :twisted: und das waren geschätzte 10%.
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Re: Tierschutz verhängt Aufnahmestopp ab heute

Beitragvon Kick » Fr 20. Aug 2010, 04:57

wir hatten gester morgen in unserem görls-email-verteiler schon das thema. den besten satz fand ich ja vom leiter des ordnungsamtes, der meinte, man solle die katzen, die man gefunden hat, einfach wieder dahin zurückbringen, wo man sie eben gefunden hat. ja nee, is klar ...
Es gibt nur zwei Tage im Jahr, an denen man nichts tun kann. Der eine ist Gestern, der andere Morgen. Dies bedeutet, dass heute der richtige Tag zum Lieben, Glauben und in erster Linie zum Leben ist.
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Re: Tierschutz verhängt Aufnahmestopp ab heute

Beitragvon Verena » Fr 20. Aug 2010, 07:31

na das passt das hier ja bestens dazu......

Brüssel (aho) – Belgien will mit radikalen Mitteln gegen die steigende Zahl von Katzen in Lande vorgehen. Glaubt man belgischen Medienberichten, sollen alle Katzen bis 2016 kastriert werden.

Eine Sprecherin des belgischen Gesundheitsministeriums bestätigte entsprechende Berichte gegenüber der Presse. Eine Arbeitsgruppe soll ein entsprechendes Projekt vorbereiten. Im Herbst soll dann mit allen Beteiligten gesprochen werden. In einer ersten Aktion sollen zunächst alle Streunerkatzen eingefangen und kastriert werden. Später sollen aber auch die Katzenjungen von Züchtern erfasst werden und als letzte Phase des Projekts auch die Katzen von Privatbesitzern. Nach nicht-offiziellen Schätzungen gibt es in dem kleinen Land mit gut zehn Millionen Menschen weit über eine Million Katzen.

Eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums wird in den Medien zitiert: “Bisherige Kampagnen haben nichts gebracht. Wir müssen jetzt handeln!”
http://www.animal-health-online.de/klei ... #more-5945

Na dann können die Züchter aber die Zucht an den Nagel hängen.
"Tue Deinem Körper Gutes, damit Deine Seele Lust hat, darin zu wohnen" Teresa von Ávila

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Re: Tierschutz verhängt Aufnahmestopp ab heute

Beitragvon Brösel » Fr 20. Aug 2010, 09:22

Kick hat geschrieben:wir hatten gester morgen in unserem görls-email-verteiler schon das thema. den besten satz fand ich ja vom leiter des ordnungsamtes, der meinte, man solle die katzen, die man gefunden hat, einfach wieder dahin zurückbringen, wo man sie eben gefunden hat. ja nee, is klar ...

Der Gedanke ist - zumindest in ländlichen Gegenden durchaus sinnvoll. Vorausgesetzt es gibt jemanden der sich weiterhin um die Katzen kümmert.
Hier gab es vor 16 Jahren extrem viele Katzen und es wurden immer mehr. Meine Freundin hat sich in Zusammenarbeit mit einigen Tierärzten daran gemacht zuerst Katzen die niemandem gehörten mit einer Falle zu fangen. Sie wurden kastriert/sterilisiert. Waren es auf Menschen geprägte Katzen, wurden Menschen gesucht die sie aufgenommen haben. Wildlinge wurden wieder zurückgebracht und am alten Platz ausgesetzt. Um Kontrolle und Fütterung kümmerten sich verschiedene Anwohner.
Das klappte wunderbar.
Ich habe mich nur einmal überreden lassen einen Wildfang aufzunehmen. Es war für die Katze und für mich ein Alptraum. Unterschritt ich die Distanz von 2 Metern und die Katze konnte nicht ausweichen, ging sie mich ernsthaft an und trotz ständiger Kontrolle ob alle Fenster und Türen geschlossen sind, gelang ihr nach zwei Wochen die Flucht. Ich fand sie zwei Tage später überfahren neben der Hauptstraße.
Seither bin ich der - umstrittenen - Meinung, das man Wildfänge (wenn möglich) in ihr altes Revier zurückbringen, oder einschläfern soll. Ein Leben in Gefangenschaft ist für diese Katzen, die nie menschlichen Kontakt hatten unzumutbarer Stress.
In Gebieten mit Katzenüberpopultaion greift auch immer wieder die Natur regelnd ein. Hier starben auf einem Bauernhof innerhalb kürzester Zeit mehr als 2/3 der Katzen an der Katzenseuche. Der Bauer hatte sich geweigert die Katzen kastrieren zu lassen.
Das war vor 16 Jahren. Inzwischen hat das damalige Konzept gegriffen. Es gibt nur noch eine überschaubare gesunde Katzenpopulation und jede Katze hat ein Zuhause. Und vor allem - niemand lässt eine Katze frei laufen die noch nicht kastriert oder sterilisiert ist. Die TA der ersten Katzenaktion verlangen extrem niedrige Gebühren für den Eingriff.

Als ich vorgestern bei Arzt war kam ich gerade zurecht wie eine Bewohnerin eines Wohnblocks herrenlose Katzen fütterte. Es waren fünf Stück prachtvolle, gut genährte und sehr soziale Katzen. Eine schöner als die Andere und keine junge Katze dabei. Als Gegenleistung für die gute Pflege haält die Katzenbande das Gelände (inklusive nahe liegendem Friedhof) von Mäusen und Ratten frei.
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Re: Tierschutz verhängt Aufnahmestopp ab heute

Beitragvon Mottenmama » Fr 20. Aug 2010, 10:20

Mir ist gestern noch so beim Einschlafen aufgegangen, dass es mich irgendwie doch befriedigt zu hören, dass zumindest ihr und die unbekannte Zahl von Leuten die ganze Sache so sehen wie ich.

Ich hab mir in den letzten Jahren, seit ich anfing mit dem aktiven Tierschutz, zu dem Problem den Mund fusselig geredet, ohne dass ich bzw. das Problem ernst genohmmen wurde.
Mal ganz egoistisch gesehen: fein!

Meine Geexte ist auch so eine von denen, die vom "Kastrationswahn" spricht und meint, es würde sich alles von allein regeln.
Trauriger Hintergrund- aber doch irgendwie ein gutes Gefühl für mich persönlich.

Mal schauen wie sich die Lage hier in Bielefeld entwickelt.
Inzwischen ist bekannt geworden, dass auch Bünde, Gütersloh und Minden keine Katzen mehr aufnehmen, da auch diese Tierheime überfüllt sind.



Edit*
Antwort auf meine Anfrage, ob es denn schon Reaktionen auf den Stopp gibt, von einem Vorstandmitglied des Tierschutzvereins.

Resonanz seitens der Stadt auf den Aufnahmestop
Hallo,

ja, es gab eine Resonanz, die da lauten soll: Pacta sunt servanda (wörtlich: „Verträge sind einzuhalten“) beschreibt das Prinzip der Vertragstreue im öffentlichen und privaten Recht.

Dabei wird dann wohl die Entwicklung, die zum Stop führte ignoriert. Die angebotenen "Lösungen und Hilfestellungen" liefen ja dann auch darauf hinaus, das der Verein Container oder ähnliches aufstellen solle - und die Stadt kann selbstverständlich dafür keine Gelder zur Verfügung stellen.

Selbstverständlich bin ich auch dafür, geschlossene Verträge einzuhalten. Dafür haben wir seit Vertragsabschluss ein neues großes Katzenhaus gebaut (natürlich ohne öffentliche Hilfe). Auch haben wir zwei zusätzliche Mitarbeiterinnen dafür eingestellt, dabei konnten eine Auszubildende nach sehr gut bestandener Prüfung einstellen.

Bielefeld zahlt als Gegenleistung 50.000 € jährlich. Bielefeld hat knapp 330000 Einwohner. Also pro Kopf ca. 15 €-Cent.
Laut Presse erhält der Tierschutzverein Gütersloh für den Betrieb (Das Tierheim gehört der Stadt) 70.000 €. Also bei 96000 Einwohnern sind das 0,73 €-Cent.


Seitens der Bevölkerung ist die aktive Unterstützung besser. An den letzen beiden Tagen konnten 17 Katzen vermittelt werden. An den beiden Tagen davor sind allerdings auch 17 gekommen :cry:

Jetzt könnte ich noch den Vergleich bei der Hundesteuereinnahme der beiden Städte machen....... Rätsel: Welche Stadt hat wohl das höhere Hundesteueraufkommen?
Mottenmama
 


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