Tierisches Allerlei Tierschutz und Tierrecht

In gesunden und kranken Tagen - Tierschutz oder Kommerz?

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Beitragvon caro » Di 1. Jul 2008, 13:38

Wie gesagt: ich gönne es jedem einzelnen Hund von Herzen, der hier ein Zuhause findet in dem er glücklich werden kann.
Aber es sollte meiner Meinung nach das oberste Ziel bleiben, die Situation dieser Hunde [id6]vor Ort[/id6] zu verbessern! Mit Mitleid und Liebe allein kann man einfach nicht immer helfen. Manchmal muss man - auch wenn es schwerfällt! - einfach auf die Vernunft hören. Wenn ausgediente Jagd- oder Rennhunde in Spanien und anderswo umgebracht werden, kann es nicht die Lösung sein sie alle nach Deutschland zu holen. Hier müssen Gesetze, Strafen und Kontrollen Abhilfe schaffen. Überzählige Straßenhunde müssen durch Kastration in Grenzen gehalten werden, nicht durch Vermittlung. Leider ist das nicht so werbewirksam...
Dass es für einen Teil der hierher vermittelten Hunde das Beste ist, was ihnen und auch ihren neuen Besitzern passieren konnte, ist mir vollkommen klar!!! Aber so hilft man einzelnen Individuen, und tut nichts was das Leid der Nächsten verringern würde. Manches was vordergründig als gute Tat erscheint kann sinnlos bis kontraproduktiv sein. Wer das dann etwas rationaler betrachtet wird bisweilen als herzlos hingestellt. Das ist leider oft so im Tier- und Naturschutz...
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Beitragvon sabi » Di 1. Jul 2008, 18:55

Danke, Joey, das du mal die andere Seite beleuchtet hast ! Da ich ja 9 Jahre als Tierpflegerin in einem großen Tierheim gearbeitet habe, sprichst du mir natürlich aus der Seele, was Tierschützer an sich betrifft ! Profilierungssucht ohne Ende ...

Da ich die Hunde "unter" mir hatte, kann ich wenigstens von unserem TH behaupten, das es Zusagen, den Charakter oder der Neigungen des jeweiligen Hundes betreffend nicht gab. Auch wenn er aus einer Familie kam, Grund & Schuldlos, haben wir ihm nie "Kinderliebe" bescheinigt. Oder Katzenfreundlichkeit, Stubenreinheit, etc ... Die neuen Besitzer wurden natürlich ausgefragt ... es sollte ja möglichst passen, niemandem ist geholfen, wenn der Hund nach ein paar Tagen wieder im TH ist.

Schon damals habe ich viele ohne Hund wieder weggeschickt ...8 Stunden Berufstätigkeit & der Wunsch nach einem Welpen waren z.B. schon ein Grund für mich Nein zu sagen, auch Leute, die einfach mal ausprobieren wollten, ob ein Hund in ihr Leben passt ... sind ja arme TH-Hunde, froh um jede Chance ... Leute mit wilden, unerzogenen Kindern, wo ich einfach wußte, das passt für jenen Hund nicht ... gut, heute sehe ich, das vieler solcher Leute sich dann einen Hund aus dem Ausland holen ... aber, ich sehe auch, was oft später mit ihnen passiert ... viele Leute, die im TH abgewiesen werden, sollten auch keinen Hund haben ... die Kriterien bei Züchtern sind übrigens noch viel strenger !! Aber, du hast recht, manchmal ist es auch nur die Arroganz der Tierschützer ....

Die fehlende Information der Tierschützer, was mögliche Krankheiten der ausländischen Hunde betrifft, ist zumindestens in dem TSV, den wir betreuen, gegeben. Die neuen Besitzer verpflichten sich, ein "Mittelmeerscreening" machen zu lassen, auch wenn aus dem Heimatland schon ein negatives Ergebnis vorliegt ... eben oft getürkt. Aber, wie der neue HB reagiert, wenn dann z.B. Leishmaniose festgestellt wird, kann der TSV nicht festlegen ....drei Fälle kenne ich, die ins TH abgeschoben wurden ... welche Chance hat ein solcher Hund dann noch ???

Widerlich finde ich auch diese Vermenschlichung der Hunde .. wie du schon sagst, armer WauWau sucht Retter . Oder, ich habe ihn gerettet Und er ist ja soooo dankbar ... das hatte ich aber schon in meiner Tierheimzeit. Bullshit .. ein Hund ist nicht dankbar .. er ist anhänglich oder nicht ... er ist lieb & freundlich, oder eben nicht, egal, wo er herkommt. Aber, auch bei dir finde ich diesen Ansatz .. Beispiel ungarische Hunde ... wie können wir Hunden nur solch "menschliches Denken" unterstellen ?

Ach ja, da das eh schon ein Roman geworden ist, noch ein Beispiel : Hunde, die nicht alleine bleiben wollen, nicht nur ausländische, auch TH-Hunde & andere ... sie haben "Verlustangst" ! Keiner merkt, das sie nur unerzogen sind und unter der Angst vor Kontrollverlust "leiden" ... die VS unseres TSV rät den neuen HB, damit zu leben, weil der Arme Hund ja sooo ein schlechtes Leben hatte ... viele können aber damit nicht leben & wollen es auch nicht. Bekommen aber keine Hilfe, also : Hund weg .

Caro schrieb ja auch noch von der "Urlaubsliebe", die man sich mit nach Hause nimmt ... das war überhaupt der allererste "Fall" von ausländischem Hund, den ich persönlich kannte. Freunde von mir brachten sich "Jelko" aus Spanien mit, ein zuckersüßer, bunter, langhaariger Mix ... nach einer Woche in Deutschland sprang er aus dem Fenster und wurde nie mehr gesehen ... sein Drang nach Freiheit war stärker ....

Uff, das ist lang geworden .... :mrgreen:
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Beitragvon Dido » Di 1. Jul 2008, 19:37

Brig.79 hat geschrieben:Ich kann mich dem schon geschriebenen nur anschließen und vor allem von dem, was Soulreflections geschrieben hat:
Nämlich, dass bei manchen TSVs wirklich nur auf die Tränendrüse gedrückt wird, damit der Hund auf Deubel komm raus auch schnell nach Deutschland vermittelt wird. Da wird dann ein Foto reingesetzt auf dem der Hund besonders schön traurig guckt, noch ein Geschichtchen (wie schon gesagt) aus der Sicht des Wauzis dazu geschrieben, so á la "Ich hatte mein Herrchen doch sooo lieb, warum hat er mich dann verlassen :,(?" und schwupps holt sich dann eine Hundeanfänger-Familie z.B einen Herdenschutzhund ins Haus, mit dem sie nicht fertig werden.

Ich halte es auch für sehr riskant, dass einige Auslands-TSVs gerade einmal jemanden bei dir zuhause vorbeischicken und wenn man sich als "passend" erweist, dir praktisch das Tier vor die Tür, bzw zum Flughafen liefert. Wo ist denn da das erste Kennenlernen, um festzustellen, ob man überhaupt kompatibel ist. Besonders schön, wenn man einen Zweithund sucht.
Das kommt für mich Katalog-shopping zu gleich.


Jepp.

Ich mag mich gar nicht lange zu diesem Thema äußern, nur so viel sei noch gesagt, bei allem Elend der ausländischen Tiere, sollte dort vor Ort geholfen werden und hier sollten Hunde vermittelt werden, die das Pech haben/hatten hier geboren und im Tierheim gelandet zu sein.
Aber wie schon geschrieben wurde, die Leute sind ja soooo stolz, einen Hund aus Spanien gerettet zu haben..........
In meine physische Konstitution manifestiert sich ein dominant positiver Effekt aus der Individualität einer Person : MEINE FRAU Bild
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In gesunden und kranken Tagen - Tierschutz oder Kommerz?

Beitragvon Brösel » Sa 1. Nov 2008, 00:30

Ich möchte aus aktuellem Anlass Eure Meinung lesen.

Täuscht mich mein Eindruck oder wird von einigen Tierschutzorganisationen und Tierheimen
mit zweierlei Maß gemessen wenn es um die Vermittlung von Hunden geht?
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Beitragvon RedKelpie » Sa 1. Nov 2008, 08:28

Da dieser Threat jetzt aus einem Gespräch heraus entstand, das wir in der Shoutbox führten, erzähle ich kurz die Geschichte dazu.

Wenn man so viel mit Hunden zu tun hat und so viel Platz wie ich, dann kommt automatisch irgendwann der Tierschutz und bittet um Pflegestellen.
So habe ich 8 Jahre lang immer arme Seelen hier gehabt, die ein zu Hause suchten. oft alt und krank, manchmal verstört aber doch immer irgendwie lieb. (der eine mehr der andere weniger)

So gern ich alle Tiere dieser Erde gleich halten würde, machte sich aber trotzdem mit der Zeit immer mehr Wut breit, wenn ich sah, dass hier so mancher Hund kein zu Hause mehr bekam, aber täglich tausende aus den südlichen Ländern hier ankamen.

Den letzten Tierschutzhund hatte ich dann 8 Monate. Er war nicht einfach, aber wir haben ihn echt geliebt (leider keine Chance ihn zu behalten .. ist aber eine andere Geschichte)

Als dieser Hund weg war, musste ich meinem Mann versprechen keinen mehr aufzunehmen.

Nungut.. das ist die Einleitung..

Aktueller Fall:

Auch, wenn ich selten Hunde selber aufnehme, helfe ich immer gern Pflegestellen zu suchen.
Eine Kundin von mir hat nun einen 13 Jahre alten Bernhardiner-Dogge-Mix vom Tierschutz aufgenommen.

Ich habe diesen Hund namens Mozart vorgestern kennengelernt.

Mozart hat ganz offensichtlich Schmerzen und kann sehr schlecht laufen. Er bekommt Schmerztabletten, aber scheinbar ist der zuständige Tierschutzverein nicht bereit das Geld für eine Untersuchung zu investieren.
Wer bitte nimmt einen uralten Hund, von dem niemand weiss was er hat?

Die Aussage war, dass Mozart bei der nächsten Sendung "Tiere suchen ein zu Hause" mit auf Sendung soll.

Erfahrungsgemäss bekommt da beinahe jeder Hund seine Chance. Somit eine Chance für einen tollen, souveränen Opi in Würde seine letzte Zeit zu verbringen.

Nun ist es aber leider so, dass ein spanischer Fußballspieler 4 oder 5 Hunde aus Spanien "gerettet" hat und diese mit zur Sendung bringt.
Da ein Promi Einschaltquoten bringt, ist Mozart raus und darf nicht mit.

Stellt sich mir die Frage, warum ein gut verdienender Fussballstar nicht da wo er lebt Tierschutz betreibt und unseren Hunden ihre Chance auf ein zu Hause lässt.

Mozart steht für mich für viele arme Seelen die warten.
RedKelpie
 

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